integrativ

Die Gestalt

Was ist Gestalttherapie?  

Mit fast derselben Frage beginnt ein Kapitel des letzten Buches von Fritz Perls, einem der Begründer dieses psychotherapeutischen Verfahrens, und seine ersten Sätze sind:

Die Idee der Gestalttherapie ist es, aus Papiermenschen wirkliche Menschen zu machen. Ich weiß, ich nehme den Mund ziemlich voll. Es ist die Idee, den ganzen Menschen unserer Zeit zum Leben zu erwecken und ihn zu lehren, wie er seine inneren Kräfte nutzen kann, um ein Führer zu sein, ohne ein Rebell zu werden, eine Mitte zu haben und nicht Hals über Kopf zu leben.

Die Gestalttherapie ist ein anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren aus der humanistischen Psychologie. Sie wurde in den 40er Jahren von den Psychoanalytikern Fritz und Laura Perls in ihrem südafrikanischen Exil und später in ihrer amerikanischen Wahlheimat zusammen mit Soziologen Paul Goodman als ein alternativer ressourcen- und lösungsorientierter Ansatz entwickelt – und hat sich seit den 70er Jahren auch in Europa etabliert.

Die Gestalttherapie basiert auf einem ganzheitlichen Welt- und Menschenbild.

Als ich vor einigen Jahres die Gestalttherapie kennengelernt habe, war ich sehr überrascht. Für mich persönlich ist die Gestalt ein ganzheitlicher Perspektiv-Wechsel, der es einem Menschen ermöglich die Dinge von einer neuen Seite zu betrachten. Ein grundlegender Eckpfeiler ist dabei die Arbeit im „Hier und Jetzt“. Wahrnehmung kann nur in der Gegenwart stattfinden.

Ich kann mich zwar intensiv mit meiner Vergangenheit beschäftigen, was aber erst einmal nichts daran verändert. Selbst wenn ich eine Situation aus früheren Zeiten aufs lebendigste wiedererlebe, findet das Geschehen im „Hier und Jetzt“ statt und kann sich mit dem bewussten wahrnehmen dem Wechsel der Perspektive verändern.

Die Gestalttherapie geht davon aus, dass sich alles was für den Kontakt zu uns und unseren Mitmenschen, sowie seine Qualität bedeutsam ist, in der gegenwärtigen Situation oder Begegnung zeigt und zwar in „kontaktfördernder“ wie in „hemmender“ Hinsicht.

Dabei wird dem Beachtung geschenkt und nachgespürt, was zwar offenbar und offensichtlich ist, aber der bewußten Aufmerksamkeit im Alltag oft entgeht. In diesen Prozess wird alles einbezogen, was wahrnehmbar ist und ausgedrückt werden kann: Gedanken, Träume, Phantasien, Emotionen, Tonfall und Ausdrucksweise der Sprache, Bewegung, Mimik und Gestik, Atmung und Körperhaltung.

In meinen Augen nutzt die Gestalt den Facettenreichtum von verschiedensten Methoden. Die Vielseitigkeit, die im Prozess einbezogen wird, zeigt sich auch in der Vielfalt der Methodik, z.B. malen, Rollenspiel, Körperarbeit, Bewegung, Arbeit mit Bildern, das Gespräch, Arbeit mit Ton, das Spiel und vieles mehr.

„Gestalt ist keine Technik, kein therapeutisches Schnellverfahren, sondern ein ernsthafter Weg sich selbst zu finden und zu wachsen. Wachstum ist aber ein Prozess, der Zeit braucht.“ Fritz Perls

In meiner Praxis arbeite ich hier und da mit Methoden und Techniken die ich in den drei Jahren Weiterbildung am HIGW in Hamburg gelernt habe. Es gibt viele tolle Übungen um Unbewusstes erfahrbar zu machen oder einen Perspektivwechsel ermöglichen. Dennoch bin ich keine Gestalttherapeutin, mein berufliches „Herz“ schlägt für Sexualtherapie und ©Herzarbeit.