Gesundwerdhaus versus Krankenhaus

Machen uns gewisse Umstände wirklich gesünder oder vielleicht doch nicht? Was haben Geist und Wohlbefinden mit Heilung zu tun?

Aufgrund meines ganzheitlichen therapeutischen Ansatzes, der psychosomatischen und meiner homöopathischen Hintergründe sehe ich grundsätzlich mit einer etwas anderen Perspektive auf Pharmazie und unser Gesundheitssystem. Das Gesamtwohl des Menschen wird häufig außer Acht gelassen, was mir widerstrebt und was von meiner Sichtweise her wenig sinnhaft ist. „Das Ganze ist mehr als die Summer seiner Teile“, wusste schon Aristoteles. Bei einer Behandlung nach der Schulmedizin wird jedoch allzuoft nur das entsprechende Symptom „verarztet“. Die Ursachen kommen selten zur Sprache, die Seele und der Geist oder das gesamte System des Körper sowieso nicht…

Diese Tage habe ich sehr viel über Krankenhäuser, deren Atmosphäre, Umgebung und den Botschaften dort nachgedacht. Und ich musste daran zurück denken, dass ich während meiner Ausbildung einmal ein Praktikum in einem Krankenhaus gemacht habe.

Mein ehemaliger Vermieter und auch seine Ehefrau sind gerade beide im Krankenhaus. Da sie wenige Menschen haben die sie unterstützen, war mir sofort klar, dass ich da sein mag, wenn die Beiden etwas brauchen. Sie sind sehr unterschiedlich, ich nenne sie aus Gründen von Datenschutz in meinem Text mal Anne und ihren Mann Karl. Karl ist letztes Wochenende ins Krankenhaus gekommen wegen einer „Darmgeschichte“ und seine Frau hat sich zwei Tage später Zweierlei gebrochen – sodass sie nun auch dort landete. Ihre beiden Brüche liessen vermuten, dass sie vorerst einmal sechs Wochen ans Bett gefesselt sein würde.

Karl leidet schon viele Jahre an melancholischen Verstimmungen und hatte zudem vor einigen Wochen bereits eine OP, weil er Probleme mit dem Bein hatte, die sich nach der OP verschlimmerte. Er kam also ins Krankenhaus und war in einer miserablen Verfassung. Anne ist im Leben tendenziell spritzig, viel unterwegs und sehr agil. Die Beiden innerhalb der letzten Tage zu beobachten war spannend und hat mich sehr beschäftigt. Karl hat eigentlich von Tag zu Tag mehr abgebaut. Wenn niemand ihn besuchte lag er im Bett, antriebslos, matt, ohne Reize und ohne, dass sich irgendjemand gekümmert hätte. Naja, es gab dann und wann mal eine Visite und jemand, der zum Essen bringen oder Blutdruckmessen vorbei kam. Nach seinem fünften Tag im Krankenhaus habe ich festgestellt, dass er gar keine Zahnbürste dabei hat und vermutlich seit Tagen keine Zähne geputzt hat. Und ich habe festgestellt, dass er vor Schmerzen nicht wirklich in der Lage ist vom Bett zum Bad zu laufen. Es war zuzusehen, dass sich sein Zustand zunehmend verschlechtert.

Seine Frau war nach drei Tage wider Erwarten mit Krücken wieder auf den Beinen und übte Treppensteigen und Laufen. Sie wird in den kommenden Tagen entlassen.

Ich hatte Gespräche mit Anne, einer Krankenschwester und einer Freundin und hoffe sehr, dass Karl etwas genauer unter die Lupe genommen wird und wieder auf die Beine kommt. Mein Eindruck: Ärzte, Personal etc. kamen bisher nicht wirklich auf die Idee, mal genauer und ganzheitlicher zu forschen, was mit ihm eigentlich wirklich los ist. Darm, Darm, nochmal Darm führte über Tage zu keinem Ergebnis. Das Karl körperlich und geistig über Tage abgebaut hatte, war niemandem aufgefallen. Auch das eine „Darmproblematik“ ggf. auch andere Ursachen (als die täglich wiederholten Tests) haben könnte schien für niemandem von Wert zu sein. Karl, der nicht sonderlich gesprächig ist käme ebenfalls niemals auf einen solchen Gedanken, auch nicht darauf einmal genauer nachzufragen.

Eigentlich war ich ganz schön erschüttert. Und mich haben da sehr unterschiedliche Gedanken beschäftigt. Einmal war meine Mutmaßung, dass man sofern man gut drauf und fit ist, schnell wieder aus dem Krankenhaus raus kommt. Im Gegenzuge jedoch, dass es den Anschein macht als würde man dort kränker werden, wenn die Grundkonstitution eh nicht so richtig gut ist.

Ich war viele Jahre nicht in einem Krankenhaus, dass letzte mal als meine Mutter verstorben ist vor zehn Jahren. Bei meiner Mutter habe ich es ähnlich erlebt.

Die Atmosphäre in Krankenhäusern ist schon sehr speziell, dachte ich mir wiederholt. Der Geruch steril und/oder mit Fäkalien durchzogen und eine bedrückende Stille. Spannend waren auch die Unterschiede zwischen beiden Stationen. Von reizvoll mit Physiotherapie, Blumen im Flur und mehreren Menschen, die einem entgegen kommen zu totenstill, reizlos, einsam. Ich dachte mir, dass ich einfach glücklich bin, nicht an einem solchen Ort liegen zu müssen. Das ist auch eine der Botschaften, die man immer wieder hört. Es ist eben ein „Krankenhaus“ – ein Ort an dem man lieber nicht sein möchte. Wie soll man an einem solchen Ort gut genesen? Ohne Frage, Menschen kommen natürlich auch wieder fit aus dem Krankenhaus – doch was mich dabei bewegt (wie immer in meiner Arbeit) ist die Gesamtbotschaft und das was dahinter steckt.

Warum heisst es denn nicht „Gesundwerdhaus“ oder „Genesungshaus“?

Die Pharmaindustrie lebt davon, dass Menschen „nicht gesund“ sind. Viele Ärzte finanzieren sich auch über Verbindungen zur Pharmaindustrie und Ärzte leben eben auch davon, dass Menschen krank sind.

Dazu fällt mir mein Auftrag ein, den ich als Heilpraktikerin für Psychotherapie habe. Menschen, die z.B. Depressionen oder einen Burnout haben wieder so funktionsfähig „gesund“ zu machen, dass sie im System wieder „funktionieren“. Ich finde das absurd. Denn ich glaube ja, dass das System, das wir uns „kreiert“ haben häufig das ist, was uns krank macht. Mein Auftrag, den ich in meiner Arbeit wahrnehme, ist es, die Menschen darin zu unterstützen mehr sie selber zu werden. Ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse und ihre Gefühle wieder mehr wahrnehmen zu können, ist das was ich für basal halte. Was im Alltag und im Berufsleben jedoch nicht gewollt ist.

Zurück zum Gesundheitssystem. Ich würde mir wünschen, dass der Fokus mehr auf der Ganzheitlichkeit liegt. Körper, Geist, Seele, was braucht der Mensch wirklich? Ich hoffe da kommen wir eines Tages hin.

Was mir im Bezug auf das „Genesungshaus“ noch kam war folgende Frage, die ich nicht beantworten werde. Utopia – aber man sollte sich diese Vision mal auf der Zunge zergehen lassen:

„Wie würde unser Gesundheitssystem aussehen, wenn Ärzte; Pharma, Pflegepersonal nur Geld erhalten würden, wenn es den Menschen gut geht und sie gesund bleiben….?“

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